Astralreisen – Mythen, Erfahrungen und RisikenZwischen spirituellem Abenteuer und psychischem Grenzbereich
Der Gedanke, den eigenen Körper zu verlassen und auf einer „anderen Ebene“ zu reisen, fasziniert Menschen seit Jahrhunderten. In vielen Kulturen und spirituellen Lehren ist die sogenannte Astralreise ein fester Bestandteil mystischer Praktiken – heute erlebt das Thema, besonders durch soziale Medien und Podcasts, eine neue Aufmerksamkeit. Doch was steckt wirklich dahinter? Handelt es sich um spirituelle Realität, luzide Träume – oder reine Fantasie?
Was ist eine Astralreise?
Eine Astralreise, auch als außerkörperliche Erfahrung (englisch: out-of-body experience, OBE) bezeichnet, beschreibt den subjektiven Eindruck, das eigene Bewusstsein könne den physischen Körper verlassen und unabhängig von ihm durch Raum und Zeit reisen.
In esoterischen Lehren geht man davon aus, dass jeder Mensch neben dem physischen Körper auch einen sogenannten Astralkörper besitzt – eine Art energetisches Double, das sich in bestimmten Bewusstseinszuständen vom Körper lösen kann. Ziel ist es, bewusst auf der „Astralebene“ zu reisen – einer feinstofflichen Dimension, die sich von der grobstofflichen Welt unterscheidet.
Kulturen und Ursprünge
Astralreisen sind kein neues Phänomen:
- In der altägyptischen Mythologie ist vom „Ba“ die Rede – einem Seelenanteil, der den Körper verlässt.
- Schamanische Kulturen sprechen von Seelenwanderungen oder Trance-Reisen.
- Auch im tibetischen Buddhismus und der Theosophie des 19. Jahrhunderts finden sich Konzepte der bewussten „Seelenreise“.
Wie funktionieren Astralreisen?
Menschen, die Astralreisen praktizieren, berichten häufig von bestimmten Techniken, um diesen Zustand zu erreichen:
- Tiefenentspannung und Meditation
- Hypnagoge Zustände zwischen Wachsein und Schlaf
- Luzide Träume als Ausgangspunkt
- Körperwahrnehmungs-Techniken, bei denen man sich bewusst „aus dem Körper hebt“
Ein häufig beschriebenes Phänomen ist das sogenannte „Schwingungsgefühl“ oder ein lautes Summen im Kopf – ein Vorzeichen, dass sich Körper und Astralkörper trennen.
Was erleben Menschen auf Astralreisen?
Erfahrungsberichte reichen von einfachen Beobachtungen des eigenen Körpers von außen bis hin zu Reisen an fremde Orte, Begegnungen mit Verstorbenen oder sogar Wesenheiten aus anderen Dimensionen. Manche berichten von einem Gefühl der absoluten Freiheit, Klarheit und Erkenntnis – andere von Desorientierung und Angst.
Ob es sich bei diesen Erlebnissen um tatsächliche „Reisen“ oder um komplexe, innere Bewusstseinsprozesse handelt, bleibt umstritten.
Zwischen Mythos und Wissenschaft
Die Wissenschaft tut sich schwer mit dem Thema Astralreisen. Während viele Erlebnisse als luzide Träume, schlafparalytische Zustände oder neurologische Phänomene erklärt werden, gibt es bisher keine eindeutigen Belege dafür, dass ein Bewusstsein den Körper tatsächlich verlassen kann.
Gleichzeitig sind die subjektiven Erfahrungen oft so klar und intensiv, dass sie von den Betroffenen als real erlebt werden – vergleichbar mit Nahtoderfahrungen oder tiefen Meditationen.
Risiken und Schattenseiten
So faszinierend das Thema ist – es birgt auch Risiken. Besonders Menschen mit instabiler psychischer Verfassung oder starkem Realitätsverlust können durch das Experimentieren mit Astralreisen in psychische Grenzbereiche geraten. Auch Schlafstörungen, Angsterlebnisse und ein Gefühl des Kontrollverlusts wurden berichtet.
Spirituelle Lehrer*innen raten deshalb zu Achtsamkeit, Erdung und einem stabilen Alltagsbewusstsein, bevor man sich auf solche Erfahrungen einlässt.
Zwischen Faszination und Verantwortung
Astralreisen berühren einen der tiefsten menschlichen Wünsche: die Grenzen des Selbst zu überwinden, tiefer zu verstehen, wer wir sind – und was jenseits unserer physischen Existenz existieren könnte.
Ob real oder imaginiert – sie bieten einen spannenden Zugang zu Bewusstsein, Spiritualität und innerer Erkundung. Wichtig bleibt, das Thema mit Respekt, Neugier – und einem gesunden Maß an Selbstverantwortung zu begegnen.